August – Fußball auf dem Balkon

Während ich dies schreibe, spielen die tollen deutschen Fußballfrauen gegen Kolumbien. Ich bin nun wirklich kein Fußballfan, aber bei der Frauenfußball-WM mache auch ich die Glotze an.

Relativ schnell renne ich dann aber auf den Balkon um Luft zu holen. Ich kann einfach die Spannung nicht aushalten. Nur eine unfaire Aktion der gegnerischen Spielerinnen und schon kriege ich eine Herzattacke. Da eine Fußballkneipe in Hörweite ist und auch genug Leute in der Straße mitfiebern, erlebe ich das Spiel dann akustisch. Viel besser für meine Nerven!

Sowieso verbringe ich viel Zeit auf meinem Balkon. Dabei kriege ich auch mit, wie es der Nachbarschaft so geht. Welche Kinder in der Trotzphase sind, wer mit den Klavierübungen nicht weiterkommt, wer auch so spät da frühstückt wie ich und wem eine Balkonbepflanzung herzlich egal ist. Mein Göttergatte sagt dann immer, das ist Dein „Stammheim-Syndrom“. Das muss ich erklären. Ich bin in Stammheim aufgewachsen, einem kleinen Kaff in Hessen. Dort konnte man nichts weiter tun, als aus dem Fenster zu hängen und zu gucken, was die anderen so machen. Ein bisschen davon ist mir wohl geblieben.

Nachdem ich aber vom Landei zur Stadtpflanze mutiert bin, musste ich anhand vieler Situationen feststellen, dass die Menschen in der Stadt im Prinzip genauso neugierig sind, wie die auf dem Land. Nur ein Beispiel: Vor langen Jahren - es muss Anfang der Neunziger gewesen sein – packte uns die Unternehmungslust und wir strichen die Wände unseres großen Altbauwohnzimmers rot (Verkehrsrot RAL 3020). Das nahm einige Zeit in Anspruch, man musste beim Arbeiten die Fenster öffnen und auch abends Licht anmachen. Irgendwann waren wir fertig. Ein paar Tage später klingelte es an unserer Tür. Es waren die Nachbarn von gegenüber. Sie hatten unsere Streichaktion interessiert verfolgt und wollten nun mal das rote Zimmer sehen.

Es geht doch nichts über gute Nachbarschaft. So freue ich mich auch sehr darüber, dass Das süße Leben in meiner unmittelbaren Nachbarschaft liegt und ich auch beim kürzesten Einkaufsgang immer daran vorbeikomme.

Schöne schöneberger Grüße

Ingrid Lang

Ex-Das süße Leben